Judith trainiert... trotz aller Widrigkeiten


Das neue Jahr hätte gerne auch anders beginnen dürfen. Markus empfängt mich bei der ersten Trainingseinheit mit der Nachricht, dass ich nicht mit Marie oder Leonie im Zweier sitzen werde.
Nach einem Tag halte ich die Ratlosigkeit darüber, was ich falsch gemacht habe nicht mehr aus und beschließe unseren Cheftrainer anzurufen und mir die Entscheidung nochmal von ihm erklären zu lassen. Er ist so nett, sich die Zeit zu nehmen und erklärt mit, dass in Portugal alle drei Zweierkombinationen nicht so liefen dass man bei einer hätte sagen können "das ist es!" und dass die Trainer deshalb beschlossen haben erstmal - bis zu den deutschen Meisterschaften - die beiden physisch Stärkeren zusammen ins Boot zu setzen. Außerdem findet er ein paar aufmunternde Worte für mich und gibt mir die Gewissheit, dass ich nicht irgendeinen dummen Fehler gemacht habe der mich ausgebootet hat.

So kann ich mich halbwegs beruhigt auf die Suche nach einer anderen Zweierpartnerin machen. Markus war sehr proaktiv und hat schon bevor feststand wer den Zweier fährt ein Trainingswochenende mit Caro, einer meiner Viererkolleginnen von 2012, ausgemacht.

Leider hat er vergessen, den heiligen Petrus in seine Planungen miteinzubeziehen. So steht am Freitag mittag, als es mal wieder waagrecht regnet, fest: rudern wird heute schonmal nichts. Also packen wir die Slides ins Auto und fahren nach Allermöhe, um zumindest zu zweit Ergometer fahren zu können. Nach 90 Minuten sind wir zwar beide total platt und Caro weiß, was mich an ihrer vorderen Umkehr stört, aber wie das im Boot laufen würde? Keine Peilung.

Die rettende Idee für Samstag kommt von Irene: je kleiner das Gewässer, desto niedriger die Wellen. Man bräuchte also so ein Flüsschen, vielleicht zwanzig Meter breit... Und auch sowas haben wir in Hamburg: den Aßmannkanal in Wilhelmsburg. Der ist zwar auch nicht besonders lang, sollte aber bei Windstärke 5 mit dem Doppelzweier noch befahrbar sein.

Da bekommt "Durchfahrt auf eigene Gefahr" doch gleich eine ganz andere Bedeutung.
Caro und Amphibiengolf.
Also flugs zum Ruderclub und das Boot aufladen. Dumm nur, dass wir das Boot schon benötigen würden, um dorthin zu kommen. Die Pionierinsel hat nasse Füße. Uns bleibt nichts übrig, als ein bisschen zu warten und zu hoffen, dass die Ebbe stärker ist als der Wind. Glücklicherweise stellt sich Markus' Golf als Amphibienfahrzeug heraus, mit dem man auch überschwemmte Straßen passieren kann. Auf halbem Weg halten wir dann aber doch an, weil wir vermuten dass es hinten nochmal tiefer wird. Entrüstet über unser fehlendes Zutrauen in seine amphibischen Fähigkeiten beschließt der Golf prompt, uns auszusperren, so dass wir Johannes, der kurze Zeit später auf seinem Mountainbike angeplantscht kommt nochmal zurückschicken müssen damit er den zweiten Schlüssel holt.

Immerhin fließt das Wasser in der Zwischenzeit soweit ab, dass wir es trockenen Fußes zum Ruderclub schaffen und schonmal das Boot aufladen und Skulls aussuchen können. Wir legen drei paar nebeneinander auf den Boden, um die auszusuchen, die gleich lang sind. Prompt packen wir natürlich das eine Pärchen ein, und von den anderern beiden jeweils ein Ruder. Immerhin ein Backbord- und ein Steuerbordskull, aber Backbord ist dann halt nen Zentimeter kürzer, aber das stört beim Rudern dann doch erstaunlich wenig... aber erstmal der Reihe nach. Nachdem unser Amphibiengolf mithilfe des Zweitschlüssels wieder zum Losfahren bewegt werden konnte fahren wir rüber zum Wilhelmsburger Ruderclub. Dort müssen wir dann erstmal den Steg zu Wasser lassen. Ja, den Steg! Die Wilhelmsburger haben nämlich keinen Schwimmsteg, und der Betonsteg liegt aufgrund der Wetterlage mit seiner Vorderkante schon unter Wasser. Ein Gerüstboden auf zwei dicken Holzbohlen sorgt aber dafür, dass wir trockenen Fußes einsteigen können. Nachdem wir zähneknirschend feststellen müssen, dass unsere Skulls nicht gleich lang sind gehts dann doch endlich los.
Auf dem Aßmannkanal kann man trotz des miesen Wetters noch erstaunlich gut rudern. (Foto: Markus Last)

Und das erstaunlich gut: keine von uns beiden hat das Gefühl, sich irgendwie verbiegen zu müssen und wir kommen ganz gut vorwärts, wenn auch nicht immer geradeaus. Und sollte die Einheit ruderisch nicht viel genutzt haben, dann können wir zumindest besser wenden als alle anderen zusammen. 400 Meter hin, 400 Meter zurück....

Nachmittags frischt der Wind dann auf zum Orkan und wir müssen wieder Ergo fahren. Aber immerhin waren wir einmal rudern. Ich glaube außer uns hat das dieses Wochenende in Hamburg niemand geschafft.

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