WM2015 - die ersten Tage

Copyright aller Bilder/ Copy right of all images: rudern.de
English text below

Trainingstage - erzählt in running gags



Der running Gag am Donnerstag ist das "Frühstück". Für die Boote, die mit dem ganz frühen Bus (um 7 Uhr) zur Strecke fahren, hat unsere Teammanagerin ein Frühstück ab 6:20 bestellt. Wir sind 12 Leute. Es gibt 8 Kaffeetassen, einen Liter Kaffee, 2 Liter O-Saft, einen Liter Apfelsaft, einen Liter Milch und Cornflakes. Jeder, der neu dazukommt wird mit "Das Rührei ist leider schon alle!" begrüßt.
Jetzt wissen wir auch, für was das "petit" in petit dejeneur steht...

Zum Glück gibt es dann ab Freitag das "richtige" Frühstück (welches allerdings auch komplett ohne Rührei auskommt) auch schon ab halb sieben, so dass wir gestärkt zum Lac du Aiguebellette aufbrechen können.

Nachmittags hat sich dann mal wieder meine Harakiri-Poloshirt von der Leine in den Abgrund gestürzt. Alle anderen Kleidungsstücke bleiben immer brav hängen, nur dieses Polo klaube ich tagtäglich aus der Wiese drei Stockwerke tiefer.

Im Bus von der Strecke zurück fährt mal wieder Jean, der vielleicht freundlichste Busfahrer der Welt:
"Hello, my Name is Jean. I'm your bus driver today. Hope you had a good training. Please don't forget to fasten your seat belt." Und das jeden Tag.


"Die maximale Anzahl gleichzeitiger Verbindungen wurde erreicht." Lese ich auf meinem Laptopdisplay. Und das weiß Gott nicht zum ersten Mal. Man könnte ja davon ausgehen, dass pro potenziellem Hotelbewohner auch eine IP-Adresse im WLAN zur Verfügung steht. Aber das ist natürlich reines Wunschdenken.

Vorlauf


Ich bin - mal wieder - mehr so auf den Punkt fit. Die Vorletzte Einheit vor dem Vorlauf rudere ich dann endlich mal so, dass ich denke, das könnte schnell werden.

Auch wenn der Vorlauf das nicht unbedingt sein muss - es wird nur ein Boot für das Halbfinale qualifiziert und mit Imogen Walsh im Lauf wird Platz 1 wohl eher nichts. Außerdem sind da noch Österreich, Armenien und Algerien. Alles keine Angstgegner, aber unterschätzen sollte man besonders die Österreicherin auch nicht.

Also los: der übliche Zirkus: Frühstück - Rudern - Wiegen - … verdammt, wo ist hier nur die Waage? Nach einigem Suchen und Fragen finde ich sie dann doch im letzten Winkel des Regattaplatzes. Dann muss ich nochmal suchen - den Haltestock für das Boot, den ordnungsliebende Menschen mit all den Bootshüllen hinterm Zelt versteckt haben.

So langsam wird es auch voll auf der Wiese vor dem Zelt: die Mannschaftszelte stehen auf Höhe der 1500m-Markierung. Auf der Wiese davor ist eine extra-Videowand für die Sportler aufgebaut, die man sogar ganz gut sehen kann, wenn man im flachen Wasser seine Füße kühlt. Auch auf der Tribüne und in der Picnic area ist schon verdammt viel los, wenn man bedenkt, dass heute erst der erste Vorlauftag ist.

 "Germany - Algeria - Great Britain - Austria - Armenia. Attention!" - Jetzt wird’s Ernst. Die WM fängt an.

Nach meinem nicht vorhandenen Startspurt bin ich noch ganz gut im Feld, allerdings ist auch kein Boot wirklich zurückgefallen. Die Algerierin ist erstaunlich dicht dran, Österreich sogar vor mir. Warum fahren die denn alle so schnell? Wer das hier gewinnt ist ziemlich klar, es geht nur darum, sich einen halbwegs einfachen Hoffnungslauf zu sichern.

500m: och komm, nö, immer noch diese Algerierin. Mit einem beherzten Zwischenspurt, der auch endlich meinen lahmen Streckenschlag ein bisschen auf Trab bringt, setze ich mich von ihr ab.

1000m: Die Österreicherin wird wohl durchfahren. Mist aber auch. Mit dem nächsten Zwischenspurt schiebe ich meinen Bugball nach vorne. Werde aber mit dem Fuß auf dem Gas bleiben müssen.


1600m: Wow! Das komische Kraft-Ergo-Endspurtverbesserungsprogramm scheint funktioniert zu haben. Großbritannien ist weg, aber die Österreicherin bekommt mich nicht mehr.

Hoffnungslauf


In der Nacht vor dem Hoffnungslauf träume ich verrückte Sachen. Man hat aus irgendeinem Grund beschlossen, dass der Hoffnungslauf ausfällt und die Gewinnerinnen in einem Fußballmatch ermittelt werden sollen. Aber niemand kann mit sagen, wann und wo das stattfindet.
Ich bin sehr froh, als ich aufwache und feststelle, dass ich wohl doch werde rudern dürfen.

Meine Gegnerinnen kann ich sehr schlecht einschätzen: Frankreich, Polen und Kanada. Im Vorlauf haben die sich alle schlechter platziert als wir ihnen zugetraut haben - allerdings meinte Markus dass der Vorlauf bei keiner der Starterinnen entspannt aussah.

Der Regen, der für die Nacht angesagt war, ist ausgeblieben, aber am Himmel hängen dicke Wolken. Leichter Wind auf der Strecke, aber nichts wildes.
Ich bin noch nicht so richtig wach, aber ein Kaffee nach dem Wiegen wirkt Wunder.

Als ich ablege, weist uns der Schiedsrichter freundlich darauf hin, dass ich in 20 Minuten angelegt haben muss, weil dann die Rennen losgehen. Ich erkläre, dass ich im zweiten Rennen starte und bekomme dann auch Startnummer und GPS-Tracker angebaut.

Inzwischen hat der Wind aufgefrischt, er kommt bei einer ordentlichen Seitenwelle ein bisschen von hinten, also so ähnlich wie beim EM-Halbfinale.

Markus' Rennbesprechung (die ersten 500m etwas schneller als im Vorlauf und draufbleiben auf dem dritten Streckenteil) kann ich im wahrsten Sinne des Wortes in den Wind schießen. Heute wird es zunächst mal darum gehen, auf den ersten 500m nicht reinzufallen… Trotzdem bin ich relativ zuversichtlich, immerhin habe ich so ja schon mal ein EM-Halbfinale gewonnen.

Die Französin ist wohl ziemlich unerfahren was das schwierige Wetter angeht - zumindest fällt sie gleich am Start zurück, während wir anderen drei bis etwa zur 750m-Marke auf einer Höhe durch die Gegend eiern. Immer, wenn die Welle gerade mal nicht so schlimm ist, versuche ich ein bisschen hochzudrehen und kann mir darüber etwa eine Länge vor der Kanadierin erarbeiten. Die Polin ist mittlerweile auf Rang 3 zurückgefallen.
Markus erzählt mir später, dass die Polin und die Kanadierin auf den close-up Videoaufnahmen wohl sehr, sehr angepisst ausgesehen haben.

Den zweiten Vorlauf gewinnt überraschend Mexiko - mit einem sehr sehr entspannten Schlag…

Damit ist die Aufstellung für mein Halbfinale folgende:

Litauen - Österreich - Mexiko - Großbritannien - USA - Deutschland

Dritte muss ich werden. Klingt wie eine lösbare Aufgabe.

World rowing championships - the first days


The course of the training days in running gags.


The running gag of thursday morning is the "breakfast". Our team manager has ordered an early breakfast for the 12 people who want to take the bus at 7am. In the Hotel bar, there are 8 coffee cups, one litre of coffee, two litres of orange juice, one litre of milk, one litre of apple juice and some cornflakes. Everyone joining the group is greeted with: "Sorry, there's no scrambled egg any more." At least we know now what the "petit" in petit dejeneur stands for...

Fortunately, the "normal" breakfast (which does by the way also not contain scrambled eggs) is served from 6:30 the next day.

In the afternoon, I have to leave for the Bus a bit earlier, as my depressive polo shirt has again jumped from the line three floors downward. All the other clothes are still enjoying themselves on the line.

The Bus back from the course to the hotel is driven by Jean, the friendliest bus driver of the world:
"Hello, my Name is Jean. I'm your bus driver today. Hope you had a good training. Please don't forget to fasten your seat belt." Each and every day and with a big smile.

"Maximum number of simultaneous connections has been reached." Thats what I read several times every day on the display of my phone and tablet. Obviously, you can not expect the hotel wifi to have as many IP adresses as guests.

Heat


Again, I rather get my fitness to the point - the last evening training before the heat feels almost like good rowing…

The heat does not need to be a very good race from my side though - only the first boat will qualify directly for the semi final, and I don't think I will be able to overtake Imogen Walsh. Beside, there are Austria, Algeria and Armenia. Not my top concurrence, but you should never underestimate anyone.

I'm starting the day with my usual preparations: Breakfast - rowing - weighing… but where the f*** is the scale? After some searching I find it in a corner of the boat storage area. Afterwards, I have to search again - this time the stick for my boat which has been put behind the tent in the latest tidy-up session.

In the meantime, the grandstand, picnic area and as well the space in front of the tents is filling with people. - Quite a lot, regarding the fact that this is only the first day of heats.

"Germany - Algeria - Great Britain - Austria - Armenia. Attention!" - Finally, the world rowing championships have begun for me.

After my not existant start sprint, I'm still with the crowd, but nontheless, no boat has fallen back so far. I'd rather expected that everyone would try to save their power, but it seems all are trying to get the best possible repecheage.

At the 500m mark, I'm level with Algeria. GB and Austria are leading. I decide to join them and take some effort to leave the Algerian behind.
After half the race, the Austrian is still in front of me. I'm a bit annoyed. Why did she become so fast? With another sprint, I pass her by, but I have to work hard up to the finish line to stay in the second position.

Repecheage


My dreams in the night before the repecheage are really weird: For some reason it has been decided not to have repecheages, but to let everyone play agains another in a soccer match and to decide based on the result

who will compete in the semi. But nobody can tell me whe nand where the match is going to take place.
Im very happy to wake up and realize that I will row my repecheage.

My competitors - France, Poland and Canada - are somewhat hard to estimate. Before the heats, we thought they would be faster than they actually were, but Markus says that nobody really looked relaxed in the heat.

There has been none of the forecasted rain during the night, but the sky is covered by grey clouds and there is some wind on the lake.
Im not yet awake when I'm doing my fist strokes, but a Coffee after the weighing does miracles.

When we bring the boat down to the pontoon 45mins before the race, the upire informs us that I have to leave the water in 20 minutes, because the races will start then. He's a bit puzzled that I'm already leaving for the race, but finally I get my bow number and GPS tracker and can depart.

In the meantime, the wind has become stronger - waves from the side and a slight tailwind, just similar to the conditions I had on the european championships' semi-final.

The tactic I have agreed with Markus before (a fater start and a less slow third quarter) won't help today; 1st priority will be not loosing the oars on the first half. Nevertheless, I'm not worried. At least, I have already won an european champioships semifinal under these conditions.

The french rower seems somewhat unexperienced - at least she looses almost a length during the first few meters, while the Polish, the Canadian and me are puddling along on the same height up to the 750 metres. Whenever the waves are less horrific, I'm trying to do a little sprint to get rid of the Canadian rower. It works somehow, and the Polish seems to have run out of steam at half of the course.

The second heat is won by Mexico - with a very relaxed stroke structure.

On Thursday, I will face Lithuania, Austria, Mexico, Great Britain and the USA in the semi final - sounds like a third place is doable. Stay tuned an keep your fingers crossed!

Beliebteste Posts