Aufgrund meines guten Langstreckenergebnisses hat mich der Bundestrainer für leichte Frauen mitte Dezember zum Lehrgang nach Saarbrücken eingeladen. Insgesamt waren wir 10 Frauen, 5 A- und 5 B-Seniorinnen.
Saarbrücken ist als Bundesstützpunkt zuständig für den gesamten leichten Frauenbereich und zeichnet sich durch eine extrem hohe Verzahnung zwischen Universität und Olympiastützpunkt aus. Ein bisschen neidisch bin ich schon auf Olympionikin Anja Noske, die quasi morgens aus dem Bett in den Kraftraum fällt. Nochmal umfallen, und schon im Hörsaal. Von dort zum Ruderverein sind es mit dem Fahrrad 15 Minuten.
Am Freitag ging es erstmal mit der Pflicht los: vormittags Stufentest, nachmittags 2000m- Maximaltest auf dem Ergometer. Beides absolut nicht mein Fall, leider war auch das Ergebnis nicht sonderlich berauschend. Ich war schon mal 6 Sekunden schneller, und auch damals war das noch keine völlig überragende Zeit. aber der Winter ist gottseidank noch lang und es ist zu erwarten dass mir im Januar weniger platte Reifen, Orkane und Weihnachtsfeiern dazwischenkommen.
Abends waren wir mit der gesamten Gruppe noch auf dem Saarbrücker Weihnachtsmarkt. Es ist total toll, mal etwas anderes zu tun als abwechselnd gegeneinander oder zusammen zu rudern - inzwischen erkenne ich die Mädels auch am Gesicht und nicht nur am Einteiler...
Samstag und Sonntag folgte dann die Kür - ab ins Boot. In unterschiedlichsten Kombinationen - auch A- und B-Seniorinnen gemischt - kurvten wir im Doppelzweier und -vierer über die Saar. Großbootfahren ist was tolles!
Prinzipiell funktioniert am Anfang fast nichts und man ist noch mehr am raten was die vor einem da tut. Erstaunlich schnell sind wir dieses Wochenende aber zu dem Punkt gekommen, wo man einfach mitrudert ohne darüber nachdenken zu müssen, was man als nächstes tun muss und es unter dem Boot anfängt zu rauschen und zu gluckern.
Advent, Advent, der Muskel brennt... (Langstrecke Dortmund)
Zu den Freuden der kälteren Jahreszeit gehört bekanntlich, sich mit einer Tasse Kakao ins warme Bett zu kuscheln, sich möglichst wenig zu bewegen und den Bikinifigur-Diätwahn ins nächste Frühjahr zu verbannen.
Leider kennt der Cheftrainer keinen Spaß.
Also werden die Sportler des Bundeskaders und die, die es noch werden wollen erst auf die Waage gestellt und dann ins Boot gesteckt, um ihren Hintern nicht nur hoch- sondern auch möglichst schnell vorwärts zu bekommen. Langstreckentest nennt man sowas dann, denn überflüssigerweise ist die Distanz mit 6000m auch noch dreimal so lang wie normalerweise.
Am Samstag ging es erstmal los mit einer Showeinlage der Vereinigung Durch Langsames Retten Gestorben (DLRG) und der ortsansässigen Feuerwehr, die eindrucksvoll bewiesen, wie man ein Motorboot absaufen lässt und anschließend umständlich wieder an Land hievt.
Dann war auch ich irgendwann dran. Am Start war das Wasser irgendwie ein bisschen kabbelig, die ersten 1000m ein entsprechendes rumgeieier meinerseits. Der Kommentar vom Ufer "weiter so!" Und ich denk nur so: "meint er das jetzt ernst??"
Irgendwann hatte ich mich dann so zurechtgerüttelt und konnte auch mal mit schnell rudern anfangen. Hat Markus dann doch auch besser gefallen und war auch schneller so. Dummerweise ist das dem Zielgericht nicht so recht aufgefallen, zumindest wunderte man sich ein paar dutzend Minuten nach meinem Zieleinlauf, wo ich denn wohl abgeblieben sei.
Nun ja, irgendwie bin ich noch zu einer Zeit gekommen. Mit 25:03min war das von Markus gesteckte Ziel - unter 25min - knapp verfehlt, aber für Platz 4 reichte es.
Hatte ich schon erwähnt, dass der Bundestrainer nun wirklich keinen Spaß versteht?
Denn am Sonntag dürfen die Sportler nicht etwa nach Hause an den Adventskranz, sondern werden entsprechend des Ergebnisses am Samstag in größere Boote gesteckt - in unserem Falle in den Doppelzweier.
Entsprechend des Ergebnisses am Samstag heißt normalerweise die erste mit der zweiten, die dritte mit der vierten, usw. Dabei wird noch nach dem Alter der Sportlerinnen getrennt (U23 und Alteisen), und es kann begründet auch von der Reihenfolge abgewichen werden. So ein Grund ist z.B, wenn zwei Sportlerinnen aus dem gleichen Verein sehr dicht beieinander sind, sagen wir mal auf Platz 2 und Platz 5. In diesem Falle würden dann Platz 1 und 3 zusammen ins Boot steigen. Für Platz 4 bliebe dann theoretisch Rang 6 als Koalitionspartner übrig, wäre die Dame nicht leider noch im U23-Bereich angesiedelt, genauso wie die Platzierungen 7 bis 9.
Nun ja, so landete ich also mit der Ranglistenzehnten Katja Rügner aus Essen zusammen im Boot. Klingt wie dumm gelaufen. Nun ist Katja aber eine von den Sportlerinnen, die alles können, wenn nur jemand davor sitzt und das vormacht.
Nachdem die ersten paar Schläge noch nie meine Stärke waren, sind wir auch im Zweier ein bisschen chaotisch losgefahren, haben uns dann aber gefangen und den Fuß auf dem Gaspedal gelassen. Sogar einen Endspurt haben wir noch geschafft. Ich, weil ich wusste, dass Katja ziehen würde, wenn ich nur die Frequenz oben behalte, und Katja, weil sie dachte "Mist, Judith kann noch, da kann ich jetzt auch nicht schlappmachen."
Am Ende waren wir sogar vor dem - vermeintlich schnelleren - Vereinsboot aus Frankfurt. Für mich bedeutet das wieder ein Adventswochenende weniger, denn mitte Dezember darf ich aufgrund des guten Ergebnisses zum Lehrgang nach Saarbrücken. Darauf einen heißen Kakao!
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