Abtauchen - Auftauchen - Abheben

Die Wochen nach der WM sind traditionell die Zeit um die Beine hochzulegen, in den Urlaub zu fahren, Klausuren nachzuholen... kurzum: um alles das zu tun, was man während der Trainings- und Wettkampfphase nicht tun kann.
Nun fällt Urlaub bei mir leider normalerweise flach (der Tarifurlaub geht ja schon komplett für die Trainingslager drauf), Beine hochlegen ist eh nicht so mein Ding und Klausuren hat man ja als Arbeitnehmerin auch nicht (nach)zuschreiben. Was zum Teufel hab ich also in den letzten vier Wochen, außer Lebkuchenherzerl malen, getan? 

Abtauchen

Wer sagt denn, dass Dienstreisen keinen Spaß machen?

Blick aus dem Bunker.
Der Sommer hat extra darauf gewartet, dass ich wieder zu Hause bin. Leider hat er da nicht an die Freibäder gedacht, die leider alle schon Anfang September ihre Pforten schlossen, so dass ich mich genötigt fühlte, doch ganz einfach den Baggersee zu nehmen. 
Die weit bessere Alternative bot sich dann allerdings mitte der Woche: meine Kollegen und ich waren auf "Klassenfahrt" in Saint Nazaire, wo uns unsere französischen Kollegen die Monatge der mittleren Rumpfsektion der Langstreckenflugzeuge erklärt haben. Wir haben viel gesehen, viel gestaunt und eine Menge Anregungen für unsere A320-Rumpfmontage mitnehmen können. Und trotz des vielen Inputs blieb doch noch die Zeit, im Atlantik zu plantschen, Hitlers U-Boot-Bunker zu besichtigen und im Casino ein paar Euro bei Roulette zu er- und wieder zu verspielen.

Auftauchen


Rushhour beim Sommerfest.
Unter dieses Stichwort passt nicht nur der Ausflug nach München, sondern auch das - aufgrund des tollen Wetters spitzenmäßig besuchte - RCS Sommerfest, wo ich den halben Tag damit beschäftigt war, mehrere Quadrameter Kuchen zu verkaufen.

Außerdem konnte ich mich auch mal auf der Balkoneinweihungsparty meiner besten Freundin blicken lassen (sonst bin ich ja eher nicht dafür bekannt, zu irgendwelchen Partys zu gehen. Meistens bin ich dann doch unterwegs oder muss früh raus am nächsten Tag).
Oh ja, Rudern macht immer noch Spaß.
Orange is the new red:
Während ich bei der WM war, hat mein Boot eine Rundumerneuerung genossen.
Nordddeutsche Meisterin im Fraueneiner - klappt auch untrainiert...
Und schließlich hat die wunderschöne (nahezu) trainingsfreie Zeit ihren krönenden Abschluss in den Norddeutschen Meisterschaften gefunden. Gestern mit Irene im Zweier fehlte leider etwas die Power, aber heute konnte ich mit meinem frisch renovierten Boot die Goldmedaille im Fraueneiner abstauben.


Abheben

Anna, ASK21 und ich.

Mein persönliches Highlight der letzten Wochen war nichtsdestotrotz der Tag auf dem Segelflugplatz Boberg. Meine Freundin Anna, die gerade ihre Fluglehrerausbildung macht, hatte mich eingeladen.
Es war toll! Und ganz anders, als man sich Segelfliegen so vorstellt. Hat mehr was von Achterbahnfahren als von schwerelosem dahingleiten. Macht aber trotzdem (oder vielleicht auch deswegen) irrsinnig Spaß.

Madrid wants to keep on rowing!

Bad news from the place where the story of this blog began a little over three years ago:

The government of Madrid decided in May to start a renaturalization project for the river Manzanares. You may argue that on the first sight, this sounds like a good idea. Having seen (and sometimes smelled) that river, dammed up and squeezed between high concrete walls, it's not a wrong thought at all to consider to convert it into a place to live for fish (and if you believe the plans of the activists even otters) again. The bad news are, however, that the naturalization plan seems to consist mainly in opening all locks, which leads to a massive reduction of the water level. El Mundo reports that islands have formed already in the river bed.

The rowing community in Madrid looks back onto a long tradition of rowing on ponds of less than 300 metres in length, but a small creek with green islands does not even serve these masters of improvisation for their daily training.

The rowing school opened only 4 years ago in the frame of the Parque Madrid Rìo project and has it's boat hangar and pontoon ceded for use by the city of Madrid. Although with a length of about a kilometre and a width just big enough to turn around a quad, the section of the Manzanares in Legazpi is still far from being the ideal place to row, it has enabled the competitive rowers of Madrid to prepare successful participations to the national championships. Moreover, a lot of children and adults have learned rowing in the rowing school and have discovered it as their favorite leisure activity.

To me, it sounds like a bad joke that the government of the same city that built a place to row a few years ago, is now simply forgetting about it. (Especially when you are, alike me,  living in a country where each public construction project of that size will last for decades because the alleged public good needs to be carefully weighted against the interests of single persons and organizations.)

Does anybody really believe that there can't be a compromise between the interests of the rowers and nature? After all, rowing is not harmful to nature but beneficial for our health and personal development.

Please help my friends to make themselves heard by signing their petition to the mayor of Madrid.

Hacker-Pschorr Wiesnchampion

"Mensch, Judith, du bist ja echt der spontanste Mensch der Welt!"
Max kann seine Begeisterung kaum zähmen, als ich ihn am Montag abend anrufe, um nochmal eben alle Details für den Dienstag zu besprechen. Da muss ich ihn korrigieren: ich hatte immerhin das ganze Wochenende Zeit, mich mental auf eine eintägige Münchenreise vorzubereiten. Die echte Spontaneität hat aber einmal mehr mein Chef gezeigt, der mich ganz verwundert angeschaut hat als ich ihn am Montagmorgen darum gebeten habe, den Dienstag für ein Sponsoringevent frei zu bekommen. "Wieso fragst du denn überhaupt? HAU AB!"

Wiesnchampion also. Obwohl ich eigentlich kein Bier trinke und mir dieses ganze Gedöhns das ums Oktoberfest gemacht wird irgendwie suspekt ist, möchte ich mir doch die Chance nicht nehmen lassen, die Jungs von Monaco Funding, die mich so toll bei der Bootsfinanzierung unterstützt haben, mal persönlich kennenzulernen.
Die erste nette Begegnung mache ich gleich am Münchner Flughafen: Als ich vor dem Fahrkartenautomaten stehe, fragt mich ein Mann, in gebrochenem  deutsch, ob ich in Richtung Hauptbahnhof fahre. Dann könnte ich auf seiner Gruppentageskarte mitfahren. Als er ein paar Stationen vor dem Hauptbahnhof aus der Bahn steigt, schenkt er mir sogar die Fahrkarte, so dass ich den ganzen Tag noch lustig durch München gurken kann, wenn mir denn danach ist oder ich die Zeit finde. Am Bahnhof werde ich dann von Max erwartet, der mich zum Büro von Monaco Sports bringt und mir dort seine Kollegen vorstellt und mir stolz die Dachterasse mit Blick über die Münchenener Innestadt präsentiert.
Die Jungs von Monaco Sports sind echt nett und haben eganz viele Fragen an mich - ihr Job ist es, Sportstipendien in den USA zu vermitteln, und sie fragen sich, warum das bei den Ruderern irgendwie nicht so richtig ankommt. Ehe wir uns versehen, habe ich ihnen das komplette Qualifikatioonssystem des Deutschen Ruderverbands erklärt und wir sind echt schon spät dran um zum Marienplatz zu kommen. Statt zu laufen nehmen wir dann doch leiber die Bahn um pünktlich anzukommen.

Am Marienplatz treffen wir dann meinen Teamkollengen für den heutigen Wiesn-Triathlon, den Monoski-Doppelweltmeister Georg Kreiter. Gegen uns werden die Fußballer von TSV 1860 München, die Eishockeyspieler vom EHC Red Bull München und die Volleyballer vom TSV Herrsching antreten.
Leider müssen wir dann aber erstmal feststellen, dass Max leider falsch informiert war: unser Wettkampf findet im Brauhaus von Hacker-Pschorr statt und das liegt an der Theresienwiese. So langsam wird es knapp mit der Zeit...
Die Monaco-Jungs rufen sich ein Taxi, ich sprinte mit Georg zu dessen Auto (auf seinen 2 Rädern ist er was Geschwindigkeit angeht echt ein bisschen im Vorteil).
Es ist wahnsinnig viel Verkehr in Münchens Innenstadt, so dass wir für die knapp 4 Kilometer fast eine halbe Stunde unterwegs sind. Zeit genug, sich näher kennen zu lernen und sich darüber auszutauschen, wie man das mit Sport und Job unter einen Hut bekommt. Auf jeden Fall ist Georg ein sehr sehr netter und sympathischer Zeitgenosse. Wahrscheinlich wäre uns auch bei 400 Kilometern in dem Tempo nicht langweilig geworden.

Als wir dann endlich ankommen, ist der erste Wettkampf schon im Gange: beim Anzapfen geht es darum, den Hahn mit möglichst wenigen Schlägen ins Bierfass zu bekommen. Die Dritte in unserem Team, die Para-Dressurreiterin Julia Porzelt, hat sich leider den Arm gebrochen und kann deshalb heute doch nicht dabei sein. Deshalb hat uns Hacker-Pschorr heute als "Joker" den Braumeister zur Verfügung gestellt, der souverän mit zwei Schlägen anzapft und uns damit erstmal in Führung legt. (Mit einem Schlag anzuzapfen, so erklärt er uns später, sei unprofessionell - zu groß wäre hierbei die Gefahr, dass der Hahn wieder rausfällt und man eine ausgiebige Bierdusche nimmt.)

Auch die nächste Disziplin ist was für echte Männer: Maßkrug stemmen am ausgestreckten Arm. Georg hält den Krug etwas über zwei Minuten (und das mit Links!) und damit schon deutlich länger als der Volleyballer. Gegen den Eishockey-Verteidiger, der nach vier Minuten immer noch dasteht ohne auch nur im geringsten die Miene zu verziehen, kann aber niemand was ausrichten.

Für meine Disziplin sollte ich nach all den Dankeschönkeksen für meine Unterstützer eigentlich perfekt vorbereitet sein. Die Aufgabe lautet: "Verziere das Herzerl in zwei Minuten mit einer Liebeserklärung an deinen Verein." Also los - Riesen-Spritztüte trifft Riesen-Lebkuchenherz (die Größe, die auf dem Wasn für schlappe 39 Euro verkauft wird). Die 2 Minuten reichen gerade für eine technisch saubere Ausführung des Monaco-Funding Logos.
Das Herz der Jury gewinnt jedoch der Eishockeytorwart mit seiner simplen, aber überzeugenden Botschaft: I love Hacker-Pschorr!

Damit tragen die Eishockeyprofis einen ungefährdeten Sieg nach Hause und wir können uns offiziell mit dem Titel Vize-Wiesnchampion schmücken. Und natürlich muss auch das gesamte Team nach der Brotzeit (schon allein dafür mal wieder g'scheite Brezeln zu bekommen hat sich die Reise nach München gelohnt!) nochmal ausprobieren, wie lange wir so einen Maßkrug halten können. Fazit: Georg war wohl schon die richtige Wahl.

Und so stehe ich abends am Münchner Flughafen und überlege mir, ob so ein 60-cm Lebkuchenherzerl wohl als Sperrgepäck eingecheckt werden muss. (Muss es nicht, aber in die Kiste vom Handgepäckscanner passt es auch nicht rein.) Glücklicherweise ist im Flieger der Sitz neben mir leer...

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