oder: the happiest rower I've ever seen.


Da ich eines der späten Rennen habe, genieße ich das Privileg, in der Tea Time rudern gehen zu dürfen. Es ist mal wieder Bootsslalom angesagt - besonders fasziniert bin ich von der schwimmenden Eisdiele. Außerdem drehen über meinem Kopf fleißig Helis (zu Tobis Freude) und Kunstflugzeuge ihre Runden.
Abends ist es dann so voll und die Rennabstände so groß, dass man beim Warmfahren das erste Stückchen in der Regattastrecke hochfahren muss. Ansonsten genieße ich das Warmfahren wie sonst selten eine Rudereinheit. Es ist warm und trocken, aber nicht zu sonnig, das Wasser ist zwar kabbelig, aber noch gut ruderbar und ich werde sogar beim Training lautstark von allen Seiten angefeuert. Ich kann mir das Grinsen nicht verkneifen und mein einziger Gedanke ist: MEIN GOTT IST DAS COOL!

So liege ich auch mit breitem Grinsen neben meiner Kontrahentin aus den Niederlanden am Start und freue mich einfach drauf, gleich diese Wahnsinnsstrecke runterzunageln. Harriet, eine der Ruderinnen aus Newcastle, die dieses Mal mit Alex und Tobi in der launch vessel sitzt (weil sie mal jemand richtig gut skullen sehen wollte, wie Tobi mir später erzählt - Mann, fühle ich mich gebauchpinselt!) sagt, sie habe noch nie in ihrem Leben so ein glückliches Mädchen gekannt.
Das Rennen ist vom Verlauf her leider recht unspektakulär - ab kurz hinter Temple Island sehe ich von Inge leider nur noch Kondensstreifen. Spaß macht es trotzdem und schneller rudern wäre auch einfach nicht mehr drin gewesen. So steige ich trotzdem sehr zufrieden aus meinem Boot und falle erst Inge und dann Tobi in die Arme. Ich glaube, im Viertelfinale rausfliegen hat sich noch nie so gut angefühlt.
Aber jetzt lasse ich doch nochmal den Tobi zu Wort kommen, der kann die Atmosphäre hier so gut beschreiben:
Ein wirklich nennenswerten Unterschied zwischen Judith und ihren Kontrahentinnen ist sogar mir als nicht-Ruderer aufgefallen: Judiths Gegnerinnen wirkten alle irgendwie verbissen und verkrampft. Judith dagegen war einfach glücklich und ausgeglichen. ("Sie ist das glücklichste Mädel, dass ich je gesehen habe." oder: "Lächelt sie immer so viel?" waren Sätze die ich auf dem Schiedsrichterboot bei beiden Rennen hörte.) Das heißt nicht, dass sie nicht konzentriert und nervös war. Ganz im Gegenteil: Judith war extrem konzentriert aber eben auch extrem glücklich! Man merkte ihr an, dass sie das machen darf, was ihr am meisten Spaß macht: schnell Rudern! Und das nicht um um jeden Preis gewinnen zu müssen, sondern wegen des Spaßfaktors.
Aus meiner Sicht als nicht-Ruderer und nicht-Leistungssportler war es eine gute Entscheidung mal dem Leistungsdruck zu entfliehen und die hohe Leistung lieber aus Spaß und Freude heraus zu erbringen. Judith wirkt damit einfach viel ausgeglichener, zufriedener und glücklicher.
Genauso toll finde ich die tolle Atmosphäre und dass "Verlierer" hier genauso gefeiert werden wie Gewinner. Es gibt einfach keine Verlierer hier in Henley. Wer herkommt und mitmacht hat schon gewonnen.
Als wäre das nicht schon genug, ist es wunderschön zu sehen und zu spüren, dass die Mädels und Jungs aus Newcastle, mit denen Judith ab Oktober rudern wird, Judith vor allem als Mensch schätzen und nicht nur aufgrund ihrer herausragenden Leistungen im Sport.