Trainingslager. Endlich mal wieder. In den letzten zwei Jahren hatte sich mein Urlaub aus organisatorischen Gründen immer nur eine Woche mit den Hmaburger Ferien überschnitten, so dass ich zähneknirschend allein bei typisch hamburgischem Frühjahrswetter (Wind und noch mehr Wind) allein über die Elbe paddelte, während alle anderen in südlichen Gefilden die erste Frühjahrssonne und glattes Wasser genossen.
Weil ich ja nun seit Oktober Angestellte mit allen Pflichten, vor allem aber auch mit allen Rechten (und einem tollen Chef, der mit erlaubt hat 17 Urlaubstage aus der Ausbildungszeit mit ins neue Jahr zu nehmen) bin, kann ich dieses Jahr endlich mal wieder mit.
Also auf nach Italien... Bella Ittalia, Dolce Vita, Sonne und Gelati.... Wie man es sich so vorstellt. Dummerweise muss man auf dem Weg zu diesem Traumziel noch ein ganz anderes Land passieren: die Schweiz.
Es ist vier Uhr morgens. Seit über 9 Stunden sitzen wir im Kleinbus, einen riesigen Anhänger mit Booten und Fahrrädern im Schlepptau. Unterwegs haben wir noch zwei Mitfahrer in Karlsruhe rausgeschmissen und an der Tankstelle eine Kloschlangenparty veranstaltet ("Haben Sie hier ein Klo?" - "Ha scho. Hennd ihr kois dahoim?" - " Ja schon, aber..." - "Ihr passend do aber ned elle gleichzeidig nei...")
"Was chaben zie do dabei?"
"Sportgeräte"
"Aha. Chaben zie Papiere für ihre Sportgerät?"
"Nein. Wir wollen die ja auch nicht verkaufen."
"Das chönnen wir so nicht nachvollziehen hier."
Die Grenzbeamtin trottet davon um ihren Kollegen um Rat zu Fragen.
"Isch guat so. Sie chönnen weiterfahren."
Und so zuckeln wir wieder los. Die nächste Horromeldung erreicht uns übers Radio. Die Autobahn Richtung Süden ist schneebedeckt. Andere schneebedeckte Straßen sind für Gespanne gesperrt. Wir gehen das Risiko ein und fahren weiter Richtung Gotthardtunnel. Vor uns fährt glücklicherweise ein Reisebus, in dessen Fußstapfen wir noch recht gut vorankommen. Davor leider ein paar Wohnmobile. Sie werden immer langsamer. Markus ist die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Wenn wir jetzt stehen bleiben können wir nicht mehr losfahren. Nach unendlichen Kilometern in kaum mehr als Schrittgeschwindigkeit erreichen wir endlich das Nordportal des Tunnels. Geschafft. Im Tunnel kommen wir gut voran, bis wir plötzlich einen lauten Knall hinter uns hören. In der nächsten Nothaltebucht steht schon ein Auto. Wir quetschen uns daneben und sehen nach, was passiert ist. Bald stellen wir fest, dass einer der Reifen am Anhänger geplatzt ist. Eines ist klar: zum Reifenwechseln müssen wir erstmal raus aus dem Tunnel. Noch 6 Kilometer. Wir fahren in Schrittgeschwindigkeit wieder los und hören bald eine Ansage über das Radio, die uns darüber informiert, wie die Fluchtwege im Tunnel verlaufen. Kurze Zeit später stellen wir fest, dass keine Autos mehr von hinten kommen.
Bis der Pannendienst da ist, sind Anhänger und Bus von einer zentimeterdicken Schneeschicht bedeckt. Nach einer Stunde kann es weitergehen.
Am späten Vormittag erreichen wir Varese. Es regnet. Der See steht etwa einen Meter höher als sonst, deswegen sind die Bootsstege zum Land hin um etwa 10 Meter verlängert worden. Nachmittags legen wir ab zur ersten Einheit.
Es ist kalt und wellig, aber man kann bis in die Alpen schauen.