Judith trainiert... mit den ganz Großen


-garniert mit ein paar Impresionen vom ersten freien Nachmittag in Avis-

Annekatrin Thiele, Lars Hartig, Marcel Hacker, Marie-Louise Dräger.
Die Teilnehmerliste für das Trainingslager in Avis liest sich wie eine Aufstellung des who-is-who des deutschen Skullteams. Und ich ganz unten, am Ende der Liste unter all den Stars steht mein Name.
Wer bekannt ist, über den wird viel geredet. Und oft nicht viel Gutes. Ich habe schon die seltsamsten Stories über Marie-Loise Dräger und Marcel Hacker gehört, wie die angeblich „drauf sind“ bevor ich sie auf dem Regattaplatz zweifelsfrei erkennen konnte - und das anfänglich auch eher am Einteiler als am Gesicht.

Ich bin zwar noch ein kleines Licht, aber irgendwelche Gerüchte haben es doch bis nach Rostock geschafft. Als Marie mich darauf anspricht, was sie vom Hörensagen so über mich mitbekommen hat merke ich das erste Mal, wie weit eine unbedachte Äußerung reisen kann. Und über drei Ecken erzählt von Leuten die einen nicht im geringsten kennen und die einen folglich auch nicht zu mögen brauchen kommen da dann doch komische Sachen bei raus.

Zum Glück haben wir hier ja die Möglichkeit uns näher kennen zu lernen und sind auch bereit dazu, uns gegenseitig die Chance zu geben. Und schnell stelle ich fest: Ruderstars sind auch nur Menschen. Jeder hier ist seinen ganz eigenen Weg gegangen. Jeder bekommt es mal besser, mal schlechter hin, das was er außer Rudern noch so tut mit dem Training unter einen Hut zu bekommen. Bei keinem habe ich das Gefühl, er hätte sich nicht überlegt, was er denn noch anfangen will mit seinem Leben. Jeder weiß, dass es keinen Anspruch auf einen Platz im Boot gibt.

Die Gespräche am Abendbrottisch drehen sich um ganz alltägliche Dinge: „Wie lang studierst du jetzt eigentlich noch?“ - „Was machst du da genau bei Airbus?“ - „Mein Sohn will zu Weihnachten unbedingt eine Trommel haben.“ Abends sitzen wir in der Lobby und spielen Karten.

Und beim Training ist Marie eine der geduldigsten Partnerinnen, die ich je gehabt habe. Und das, obwohl sie schon ihre ersten internationalen Erfolge hatte als ich noch nihct mal wusste, wie ein Ruderboot aussieht. Sie erklärt mir, was ich nicht verstehe vom Trainerkauderwelsch und gibt mir die Chance, an meinen Fehlern zu arbeiten. Und lacht dabei ganz viel.

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