Die Wahl der Qual. Oder: Träume beerdigen.

Ich bin stolz auf mich. 20 Minuten nicht geheult. Und dann treibt mir ausgerechnet Oasis wieder Tränen in die Augen.


Today is gonna be the day
That they're gonna throw it back to you
By now you should've somehow
Realized what you gotta do.


Die Kleinbootmeisterschaften sind gut gelaufen. Nominell mag es nach dem selben nicht extrem guten, aber auch nicht schlechten 5. Platz von letztem Jahr aussehen. Was die nackte Zahl nicht verrät: ich habe mich selbst übertroffen. Ich habe Lena mit mehreren Längen Vorsprung ins B-Finale geschickt. Ich bin im Finale A bis zur 1500m-Marke mitgefahren um Platz 3. Noch nie war der Abstand nach vorne, zu Marie und Anja, so klein. Lena Reuß, frisch aus dem Juniorinnenbereich hatte sich noch zwischen Anja und mich geschoben, so wie Fini letztes Jahr. Ich gönne es ihr. Wenn sie schneller ist,  dann ist das wohl so. Reife Leistung.


Im Vorfeld war bekannt gegeben worden, dass alle 6 Finalistinnen zur Zweierselektion eingeladen werden. Am Finaltag war zu hören, dass man sich überlege, Katrin, die als sechste mit deutlichem Rückstand ins Ziel gekommen war, nicht einzuladen.


Die Anreise zur Selektion sollte am Mittwoch Nachmittag erfolgen. Dienstag mittag dann der Anruf von Markus. Alle sechs Finalistinnen werden eingeladen. Es wird nur ein Rennen geben, und zwar in den Besetzungen Marie/Fini - Anja/Lena (Reuß) - Katrin/ich.

Man habe Verständnis dafür geäussert, sollten Katrin und ich nicht antreten wollen.

Ich habe vier Stunden Zeit, mich zu entscheiden. Bei Katrin geht nur die Mailbox ans Telefon.


Backbeat the word was on the street
That the fire in your heart is out
I'm sure you've heard it all before
But you never really had a doubt


Letzten Endes war mir immer bewusst, dass ich aus dem Viererkreis, der in den Trainingslagern war, diejenige mit den schlechtesten Chancen auf eine Olympiateilnahme bin. Dennoch hatte ich auf die Möglichkeit gehofft, dass es Seatraces gibt mit den Kombinationen, die im Winter gut funktioniert haben. Fini und ich waren gemeinsam etwa gleichschnell wie Anja und Marie. Es hätte mich ehrlich interessiert, ob und wie viel Marie und Fini gemeinsam schneller sind. Bei etwas derartigem rauszufliegen muss einem letzlich auch nicht peinlich sein.


Aber ein einziges Rennen, eine eingefahrene, schnelle Kombination gegen zwei schnell zusammengesetzte, nominell schlechtere? Katrins Trainer konnte dafür nur das Wort "Himmelfahrtskommando" finden.


And all the roads we have to walk are winding
And all the lights that lead us there are blinding.


Also einfach nicht antreten? Mich kampflos ergeben?


Zwei Optionen, die sich beide nach Kapitulation anfühlen. Egal für was wir uns entscheiden: es wird schwer sein, erhobenen Hauptes das Feld zu räumen. Entweder, ich war feige und habe mich nicht der Situation gestellt, oder ich muss in einem Rennen antretenen, das ich von vorneherein nicht werde gewinnen können um dem DRV ein Argument zu liefern, weshalb Fini und Marie bestimmt den allerschnellsten möglichen Doppelzweier bilden. Wir können in diesem Rennen bestenfalls besser als erwartet sein.


Letzten Endes haben wir uns jetzt dazu entschieden, anzutreten. Ich weiß nicht, ob das eine gute Entscheidung war.


Ich bin zu stolz, liegen zu bleiben, fühle mich aber zu schwach um aufzustehen.


Today was gonna be the day
But they'll never throw it back to you
By now you should've somehow
Realized what you're not to do.


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