Willkommen (zurück) in meinem Leben

Endlich wieder arbeiten. Es mag komisch klingen, aber nach 4 Monaten rudern, essen, schlafen (und Autofahren) konnte ich es kaum abwarten.



Ich startete ganz gemütlich mit einem Freitag Vormittag:
  1. Mitten in der Nacht aufstehen und rauf aufs Rad. 
  2. Hallo, Kollegen! 
  3. Wie war noch gleich mein Passwort? 
  4. 300 Emails löschen 
  5. Wir sind schon wieder umorganisiert worden, plötzlich sind wir so viele Leute in der Abteilung, dass wir am Frühstückstisch zusammenrücken müssen… 
  6. Uuund… 13:00 schon Feierabend… ich muss los, das Rudererleben ruft: dieses Wochenende ist Langstrecke in Leipzig. 
Natürlich war nicht nur Langstrecke angesagt, sondern am Samstag erstmal der 2000m Ergotest. Mein Traum wäre eine 7:10 gewesen, 7:12 hätte ich für möglich gehalten. Geworden ist es leider eine 7:16,3 -Immerhin schneller als in Dortmund, völlig okay. Aber ich hätte sie ja doch lieber alle beeindruckt…
Im Nachhinein sehe ich den Ergotest nicht mehr so kritisch - es sollte ja noch schlimmer kommen.
VOR dem Ergotest war die Stimmung noch ganz gut...

Der Sonntag begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein und leichtem Gegenwind - das machte mir richtig Lust aufs Rennen. Leider hatte ich durch die Krankheit und damit verbundene späte Anreise nach Sevilla wenig Gelegenheit gehabt, hohe Frequenzen zu üben. Das machte sich gleich am Start bemerkbar; ich kam einfach nicht so richtig in die Gänge und Lena, die hinter mir startete, konnte gleich ein ganzes Stück ranfahren. Unter Markus anfeuerungsrufen gelang es mir dann doch nach einiger Zeit in einen halbwegs passablen Streckenschlag zu finden. Bei etwa 2000m hörte ich dann plötzlich statt des üblichen Texts (Frequenz liegt bei 29, flüssig rum vorne, nur der Körper schwingt, …) nur noch ein uarggg…. Schepper! Und sah meinen Trainer im hohen Bogen vom Rad fallen. Trotz des Schrecks hieß es nun natürlich: weiterrudern. Ich war erleichtert, ihn wieder aufstehen zu sehen, aber irgendwie sah das seltsam aus, wie er da wieder losradelte… und so richtig kam er auch nicht hinterher. Irgendwann musste er abreißen lassen und ich war ganz auf mich allein gestellt mit der Aufgabe, mir nicht zu viele Sorgen um meinen Trainer zu machen (Stichwort: denk nicht an den Rosa Elefanten) und die Schlagzahl irgendwie oben zu behalten (und das ohne Schlagzahluhr). Zum Glück hatte ich auf den letzten 2km dann doch wieder Begleitung… Ich kannte zwar die Stimme nicht, aber immerhin hatte ich wieder etwas Orientierung. Zu guter Letzt beging ich dann noch den allergrößten Anfängerfehler und hörte ein paar Meter vor der Ziellinie auf zu rudern. Das Ergebnis war dann leider Platz 6, 10 Sekunden hinter Lena, die sich als Dritte gleich hinter Marie und Fini einsortierte.
Das war wohl nix… was war ich unzufrieden.

Jasper erging es noch schlechter als mir - ein gewisses Schalentier brachte ihn zum Kentern, aber immerhin konnte er wieder einsteigen und das Rennen noch zu Ende fahren.
Langstrecke: 6 Kilometer Quälerei und dann noch nicht mal schnell (Foto: Peter Adams/ Rudern.de)

Im Laufe der folgenden Woche begann mir dann zu dämmern, warum mir immer alle erzählt haben, dass Leistungssport und Arbeit zusammen gar nicht funktionieren können. Bisher hatte ich mir da immer wenig Gedanken drüber gemacht - ich kannte es ja nicht anders. Nach vier Monaten Arbeitspause merkt man dann erstmal, wie anstrengend das wirklich ist. Zusätzlich kam dann noch dazu, dass wir in Allermöhe trainiert haben und ich entsprechend viel Fahrerei zusätzlich hatte.

In Allermöhe fand dann letztes Wochenende auch der Hamburg- interne Test der Junioren statt. Im Zuge dessen konnte ich am Samstag auch noch zweimal 2000m unter Rennbedingungen testen. Es lief… auch nicht viel besser als in Leipzig. Fühlte sich alles noch sehr fest und schwergängig an. Vielleicht fehlte immer noch die Übung? Und das eine Woche vor den Kleinbootmeisterschaften :(

Am Sonntag stand dann nur eine, dafür etwas längere Einheit auf dem Plan: die Boote mussten von Allermöhe zurück an die Süderelbe und das erledigten wir ganz einfach auf dem Wasserweg. Ich hatte ausgeschlafen, mich warm angezogen und das Wetter war auch ganz passabel. Einfach mal nur rudern, was gibt es schöneres? Also rein ins Boot, ab zur Schleuse, die Norderelbe flussabwärts und dann abbiegen in Richtung Veddel. Und siehe da plötzlich stellte sich auch wieder ein entspannter, Kraftvoller Schlag ein! Vorbei am IBA-Dock ging's endlich wieder zurück in heimische Gewässer, in den Reiherstieg, wo mir die Besatzung der Boavista fröhlich zuwinkte. Endlich wieder zu Hause.

Ans Arbeiten hab' ich mich so langsam auch wieder gewöhnt, das Boot ist grundgereinigt und poliert, und gleich geht's los nach Köln. Wird schon.

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